Die große Überfahrt

© 2010 by T-Luck / Tulsibeatz

1

Irgendwann im Jahre Neunzehnhundertfünfundsechzig,
im heißen Kalkutta, er war bereits Neunundsechzig,
stand im Hafen vor dem Frachtschiff und dachte sich:
Jetzt oder nicht muss ich gehen, sonst pack ich’s nicht.

Beauftragt wurde er mit einer großen Mission,
doch hatte er keine Ahnung über Resultate und Lohn.
Sein Guru setzte all seine Hoffnung in ihm als wäre er sein Sohn,
wollte keine Sterne, sondern lieber einen Mond,

und so stieg er auf das Schiff, gab dem Schicksal seinen letzten Schliff,
bis der Capt’n seine Mannschaft zusammenpfiff.
Und sie stachen in See und die Matrosen sagten all ihren Verwandten Adé

Und ganz am Anfang der Reise war auch noch alles okay,
doch die Wellen schlugen höher und viele schrieen schon „o weh“!
Der Swami wurde seekrank, bekam einen Herzinfarkt,
sogar einen zweiten und fast wäre es gescheh’n!

2

Viele Sachen hatte er nicht dabei:
Eine Kiste voller Bücher, ein paar safranfarbene Tücher,
sieben Dollar und ein Regenschirm,
aber er war firm, war entschlossen,
sein Herzblut war keineswegs umsonst geflossen.

Und der Capt’n der Jaladuta, er war ein Guter,
zog beim Grüßen des alten Mönches stets respektvoll seinen Hut ab,
unterhielt sich mit ihm gern über die Bhakti-Philosophie
und kaufte als erster seine Bhagavatam-Trilogie und

dann kam Janmastami, Govindas Geburtstag,
und der Swami kochte Sachen, die im Grunde jeder mag,
und er kochte, bis der würzige Duft die gesamte Crew anlockte,
sprach dann über Krishnas Erscheinen, was voll rockte.

Und sie überquerten den Atlantik, und er war ziemlich sick,
doch endlich hatten sie am Horizont die Stadt Boston im Blick
und es war Land in Sicht, aber er wusste nicht wie es weiter geht,
aber Krishna wies ihm den Pfad, führte ihn weiter und gab ihm Licht.

3

Das Boot legte an und er war völlig allein.
New York, Manhattan, krasser konnte es nun wirklich nicht sein,
aber er hatte einen Reim, einen Mantra,
das war der noch unbekannte Hare-Krishna-Maha-Mantra.

Dann wusste er nicht, ob er nach links oder nach rechts gehen sollte,
wo gerade eben noch ein riesiger Truck hinrollte.
Coca-Cola-Reklame und Vietnam-Proteste,
die Jugend rebellierte gegen das Establishment

Und er ließ seine Zimbeln erklingen, und begann zu singen,
dort wo die Hippies im Park herumhingen,
begannen die spirituellen Vibrationen zu schwingen –
ja, sowas konnte nur mit Krishnas Shakti gelingen!

Und man höre diesen Track bitte korrekt mit etwas Respekt,
reinigt sein Herz, die Weisen ha’m das gecheckt
Ja, das waren meine leisen, bescheidenen Gedichte,
wer wissen will, wie’s weitergeht, der lese die Geschichte.